Naturschutzgebiet

Kis Balaton

Lage Kis Balaton

Der Wasserspiegel des Balaton schwankte in früheren Zeiten stark. Je nach jahreszeitlich bedingtem Zufluss stieg und sank das Wasser schnell. Insgesamt war die Fläche des Sees bedeutend größer als heute. Der Berg Szigliget - gegenüber von Balatonbereny - lag als Insel mitten im damaligen See (Sziget = Insel).

Zweimal in seinem relativ kurzen erdgeschichtlichen Dasein trocknete der Balaton völlig aus. Die Römer beabsichtigten gar, ihn endgültig trockenzulegen, um noch mehr Wein anbauen zu können...

Erst 1863 gelang es durch den Bau einer Schleuse bei Siofok, den Wasserspiegel konstant zu halten.

Silberreiher

Damit man am Südufer eine Bahnlinie bauen konnte, senkte man das Wasser noch um einige Dezimeter ab. Große Gebiete des flachen Sees fielen nun trocken. Als der Tourismus aufblühte und die Ferienhaus-Siedlungen immer mehr anwuchsen, verschlechterte sich die Wasserqualität des Balaton ständig. Käranlagen gab es kaum...

Seidenreiher

Die Zala, der einzige größere Zufluss, trug zudem ihre Schlammfracht direkt in den See: Die Bucht von Keszthely drohte zu verlanden, Algenblüten traten immer häufiger auf.

Der Tourismus, eine bedeutende Einnahmequelle, ging zurück. Wer wollte schon in schmutzigem Wasser baden? Man löste das Problem, indem man konsequent Klärwerke baute und seit 1981 die Zala aufstaute.

Nun trug sie ihre Schmutzfracht nicht mehr in den See, sondern lud sie vorher im neu entstandenen Sumpf- und Schilfgebiet ab.

Eine zweite Staustufe ist fast fertig und wird den Effekt noch verbessern. Der ADAC bescheinigt dem Balaton immer wieder beste Wasser-Qualität.

Das Sumpfgebiet, ein trocken gefallener Teil des früheren Balaton, nannte man nun "Kis Balaton" (=kleiner Plattensee) und machte es zum Naturreservat. Insgesamt stehen ca. 150 Quadratkilometer unter strengem Naturschutz.

Der Löffler, ein Ibisvogel

Nachtreiher

Das Betreten ist nur nach Anmeldung und mit einem Führer gestattet. Es gibt nur eine Ausnahme:

Inmitten des Kis Balaton liegt die Vogelinsel Kanyavar mit einem großen hölzernen Aussichtsturm und ihren schönen Picknickpätzen. Über eine Brücke ist sie für jedermann zugänglich.

Mit etwa 80 Brutvogelarten ist der Kis Balaton eines der artenreichsten Vogelschutzgebiete Europas. Hier befindet sich der nördlichste Brutplatz des Braunen Sichlers sowie die größte Population des Tamariskensängers in Europa. Neben Kormoran und Graureiher brüten hier Purpur-, Seiden-, Silber-, Rallen- und Nachtreiher, sowie der Löffler, ein Ibisvogel.
Auch als Laichplatz vieler Fischarten ist der Kis Balaton bekannt: Waller, Karpfen, Hecht, Zander, Aal...

Auf der Kanyavar-Insel und am Damm bei Zalavar bleibt kein Petri-Jünger ohne Fang.

Klicken Sie auf den Zander...

Der Fogas lebt nur im Balaton

Brauner Sichler

Fahren Sie von Balatonbereny aus nach Sarmellek, halten Sie sich hinter der Tankstelle am Ortseingang links; es geht immer südwärts weiter über die Bahnlinie, am "Balaton-Airport" vorbei und über die Zala-Brücke.

Ein Stück weiter geht rechts der Weg zum Parkplatz vor der Kanyavar-Insel ab. Dort können Sie Ihr Fahrzeug abstellen (geringe Parkgebühr) und über die Brücke die Insel betreten.

Folgen Sie dem Naturlehrpfad!

Nehmen Sie ein gutes Fernglas mit und einen Picknick-Korb. Vergessen Sie den Mücken-Schutz nicht...! Das gilt auch für den nächsten Tip: Wer noch Zeit und Lust hat, kann sich die Wasserbüffel-Herde im Reservat ein paar Kilometer südlich der Insel anschauen.

Wer an der Abzweigung zum Reservat eine Ölförder-Anlage zu erkennen glaubt, irrt sich nicht: Hier wird ein wenig Erdöl gefördert.

Wasserbüffel im Reservat

Beobachtungsturm auf der Vogelinsel

Weitere Hinweise:

Inmitten des heutigen Schutzgebietes lag einst die Mosa-Burg. Sie war im 8. und 9. Jahrhundert das östlichste Verwaltungszentrum des mächtigen Frankenreiches.

In der Nähe von Zalavar findet man die Grundmauern einer Basilika aus dem 11. Jahrhundert.

Nicht weit davon, unmittelbar vor dem Zala-Damm, hat man den Mönchen Kyrill und Method, den "Erfindern" der kyrillischen Schrift, ein Denkmal gesetzt.

Hier gibt es auch ein nagelneues Informationszentrum mit einem sehr interessanten Mini-Museum.

Bei Fenekpuszta kann man die Reste eines spätrömischen Castrum besichtigen. Hier wurde der Überlieferung nach Theoderich der Große geboren.